„Was brauchst du gerade?“ Interview mit dem Weglaufhaus

Das Weglaufhaus ist ein antipsychiatrisches Wohnprojekt im Norden Berlins.
Ich habe mich mit Kim getroffen, einer Aktivist*in und langjährigen Mitarbeiter*in des
Weglaufhauses, um über das Wohnprojekt, aktuelle Kämpfe und Zukunftsperspektiven der Anti-
Psychiatrie zu sprechen.

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„Bin ich für dich (k)ein Mensch?“- Solidarität für die Antipsychiatrie Bewegung!

Als ich begann über und gegen Psychiatrien zu arbeiten, wurde ich schnell mit Desinteresse, Unverständnis bis zu Verweigerung über Diskussionen darüber konfrontiert. Psychiatrien gehören irgendwie zu einem System, welches in radikalen Kreisen kritisiert wird. Menschen wird ihre Freiheit entzogen, das könnte unter Umständen ja ungerechtfertigt sein! Die bestehenden Zustände können krank machen, klar. Was es allerdings bedeutet, als krank betrachtet zu werden im größeren Kontext mit Institution wie Psychiatrie, wird wenig besprochen. So weit, so oberflächlich.

Ich fing an mich darüber zu wundern, warum andere Institutionen wie Gefängnisse einer klaren Kritik ausgesetzt sind, aber Psychiatrien meistens wie riesige Fichten im Wald der Zusammenhänge umgangen werden. Ich nahm an, dass die fehlende Auseinandersetzung und die zugegebenermaßen eingeschlafene radikale Bewegung das zu verantworten hätten. Im Laufe meiner Arbeit sollte sich allerdings herausstellen, dass die Problematik weitaus tiefgehender reicht.

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Nicht ver_rückt, sondern faschistisch.

Pathologisierung als themenübergreifendes Unterdrückungswerkzeug

Ich stehe in der Toilettenschlange in einem linken Hausprojekt.
Während ich warte, schweifen meine Augen über die Stickerlandschaft der Tür:
Refugees Wellcome, fight sexism, Kill a TERF, Kein-Raum-der-AFD. Kein Thema scheint zu fehlen. Die sich überlappenden Slogans bilden ein Mosaik aus linken Kampfansagen.
Direkt in Höhe meines Gesichtes ein mir neuer Sticker welcher einen Soldaten abbildet.
Dieser ist gerade damit beschäftigt sich Patronen, aus scheinbarem Vergnügen, in die Nase zu stecken. Unwissend grinsend sieht das Klischee in die Kamera.
Der Schriftzug des Stickers: „Support our troups. No, seriously, they need mental health care.“ Übersetzt: Unterstützt unsere Truppen. Nein ernsthaft, sie brauchen psychische Gesundheitsfürsorge.
Was der Sticker sagen möchte: Schau her, Soldaten sind so unzurechnungsfähig. Sie bringen sich in Lebensgefahr, einfach aus Spaß, sie denken nicht mal darüber nach, sie sind ver_rückt*.
Sie brauchen Hilfe. Hilfe für ihren Kopf, denn dieser kann nicht gesund und vernünftig sein, vor allem nicht wenn sie stolze Soldaten sind.
Witze zu erklären macht diese langweilig. Wenn wir allerdings betrachten, was tiefer dahintersteht, wird es spannend. Warum funktioniert dieser Witz?

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Mein Körper-mein Geist- meine Entscheidung!

Sie erforschten mich, sie machten Test, sie schlossen beängstigende Geräte an mich an (keine Sorge, es ist bald vorbei) und sie beobachten mich in einer haltlosen Umgebung der Verwirrung meinerseits – ich weiß, ich bin nicht normal. Denn das ist der Grund weswegen ich hier bin? Wir teilten das Interesse an meiner vermeintlichen Abnormalität, denn so wie sie die genaue Kategorisierung meiner Person suchten, suchte ich nach der Begründung meiner vermeintlichen Andersartigkeit. Mit Bedauern einer nicht sauber gefüllten Schablone, wie eine Socke die bei jeder Wäsche übrig bleibt, teilten sie meiner Mutter mit, nicht genau definieren zu können was an mir falsch sei. Was sie aber mit wissenschaftlicher Sicherheit sagen konnten: Das Kind wird nie lesen und schreiben lernen, die Uhr verstehen können, geschweige denn ein normales unabhängiges Leben führen.

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