Heute geh ich in die Psychiatrie

CN_transfeindlichkeit CN_psychiatriegewalt CN_drugs

Persönlich bin ich letztes Jahr das erste Mal mit Psychiatrie in Berührung gekommen, als ich am Arbeitsplatz einen Meltdown nach einer eskalierten Gesprächssituation hatte. Erklärung: Ein Meltdown ist ein Kontrollverlust mit Impulsdurchbruch nach einer Reizüberflutung (Overload). Ich bezeichne einen meltdown gerne als „Verzweiflungsanfall“, weil Verzweiflung das Leitgefühl ist. Es ist kein Wutanfall, was zufällige Beobachtende oft fälschlich annehmen. Der Unterschied eines meltdowns zu einem Wutanfall ist der einer Implosion zu einer Explosion.
Als ich nach dem Meltdown wieder die Kontrolle über mich erlangt hatte, ließ ich eine Kollegin einen Krankenwagen rufen. Das Ziel war dann halt die nächstgelegene Psychiatrie.

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Nicht ver_rückt, sondern faschistisch.

Pathologisierung als themenübergreifendes Unterdrückungswerkzeug

Ich stehe in der Toilettenschlange in einem linken Hausprojekt.
Während ich warte, schweifen meine Augen über die Stickerlandschaft der Tür:
Refugees Wellcome, fight sexism, Kill a TERF, Kein-Raum-der-AFD. Kein Thema scheint zu fehlen. Die sich überlappenden Slogans bilden ein Mosaik aus linken Kampfansagen.
Direkt in Höhe meines Gesichtes ein mir neuer Sticker welcher einen Soldaten abbildet.
Dieser ist gerade damit beschäftigt sich Patronen, aus scheinbarem Vergnügen, in die Nase zu stecken. Unwissend grinsend sieht das Klischee in die Kamera.
Der Schriftzug des Stickers: „Support our troups. No, seriously, they need mental health care.“ Übersetzt: Unterstützt unsere Truppen. Nein ernsthaft, sie brauchen psychische Gesundheitsfürsorge.
Was der Sticker sagen möchte: Schau her, Soldaten sind so unzurechnungsfähig. Sie bringen sich in Lebensgefahr, einfach aus Spaß, sie denken nicht mal darüber nach, sie sind ver_rückt*.
Sie brauchen Hilfe. Hilfe für ihren Kopf, denn dieser kann nicht gesund und vernünftig sein, vor allem nicht wenn sie stolze Soldaten sind.
Witze zu erklären macht diese langweilig. Wenn wir allerdings betrachten, was tiefer dahintersteht, wird es spannend. Warum funktioniert dieser Witz?

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„Ich dachte, ich habe gar keinen Wert mehr als Mensch.“

Gretchen, cis-weiblich, white

(contentwarning: Misshandlung/Sexuelle Übergriffigkeit)

Das erste Mal wurde es mir von meiner Mutter aufgezwungen.
Sie bemerkte, dass ich mich selbst verletzte und Probleme in Richtung Essstörung hatte.
Sie hat mir, ohne dass wir uns groß darüber unterhalten haben, einen Therapeuten vor die Nase gesetzt. Nach zwei, drei Sitzungen hieß es dann gleich direkt: “Wir machen jetzt mal stationären Aufenthalt!” Und obwohl ich mich extrem dagegen gewehrt habe und bat, die
sich deine Probleme anhören und dann versuchen dir einen guten Lebensweg zu bereiten. Ich habe
mich tatsächlich zu Beginn auf die verschiedenen Therapieformen gefreut. Ich habe es als Chance,
als Möglichkeit gesehen.
Die Realität sah dann doch ganz anders aus.erst mal eine Tagesklinik 
zu wählen, weil ich nebenbei zur Schule gehen und mein Leben weiter normal managen wollte, war das für sie gar keine Option. Man hat mir gar keine Möglichkeit gelassen und mich nicht als mündiges Wesen gesehen, sondern als Minderjährige, der man alles aufzwängen kann. Ich glaube, es war etwa kurz vor oder nach meinem 15ten Geburtstag. Am Anfang dachte ich, es wäre so eine Art Internat oder Jugendherberge, wo Menschen sind, die sich deine Probleme anhören und dann versuchen dir einen guten Lebensweg zu bereiten. Ich habe mich tatsächlich zu Beginn auf die verschiedenen Therapieformen gefreut. Ich habe es als Chance, als Möglichkeit gesehen.
Die Realität sah dann doch ganz anders aus.

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